Foto: (C) Kristoffer Kramer

17.04.2020
FREIE WÄHLER wollen Rücknahme der Corona-Beschränkungen mit Studie begleiten

Mehring: Brauchen Bayern-Think-Tank analog zur Leopoldina

München. Die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion plädiert für eine groß angelegte Studie in Bayern, um den schrittweisen Ausstieg aus den aktuellen Corona-Beschränkungen des öffentlichen Lebens wissenschaftlich zu begleiten. „Es geht um nicht weniger als den Schutz von Menschenleben. Wir können es uns nicht leisten, die behutsame Rückkehr zur Normalität als Experiment mit ‚Versuch und Irrtum‘ zu betreiben“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Florian Streibl. Wichtig sei daher eine fortlaufende wissenschaftliche Begleitung der nächsten Schritte, wie sie auf Bundesebene durch Robert-Koch-Institut oder Nationale Akademie für Wissenschaften – Leopoldina erfolge.
 
Konkret fordern die FREIEN WÄHLER eine landesweite Studie, deren Ergebnisse die Entscheidungsgrundlage verbessern könne, so der Parlamentarische Geschäftsführer Dr. Fabian Mehring. „Es war goldrichtig, bislang auf eine patientenfokussierte Containment-Strategie zu setzen, um die Infektionsketten nachvollziehen und durchbrechen zu können. So konnten wir zehntausende Infektionen erfolgreich vermeiden“, betont Mehring. Doch nun müsse die gesamte Bevölkerung in den Blick genommen werden. „Wegen der wachsenden Dunkelziffer im Verlauf der Pandemie verliert die alleinige Konzentration auf die Zahl positiv getesteter Menschen an Aussagekraft. Deshalb brauchen wir jetzt einen gesamtgesellschaftlichen Untersuchungsansatz, der auch zunehmende Immunisierung und tatsächliche Sterberate miteinbezieht“, sagt Mehring. So könne eine stichhaltige Datengrundlage geschaffen werden, um die Zeit bis zur Einführung wirksamer Medikamente oder eines Impfstoffs mit passgenauen Maßnahmen zu überbrücken.
 
Denkbar sei die Durchführung einer repräsentativen Stichprobe – analog zur Untersuchung im nordrhein-westfälischen Corona-Brennpunkt Heinsberg. „Die Wissenschaftler könnten gezielt Parameter wie aktueller Krankheitsstatus und mögliche Immunisierung untersuchen“, erläutert Streibl. „Wir wissen inzwischen, dass lokale Unterschiede bei den Infiziertenzahlen umso stärker abnehmen, je weiter die Pandemie fortschreitet.“ Über stochastische Berechnungen könne deshalb recht genau beurteilt werden, wie sich die aktuelle Lage innerhalb der gesamten bayerischen Bevölkerung darstelle. So wäre auch ein fortlaufendes Monitoring möglich, das aufzeigt, wie sich die Lockerungsmaßnahmen auswirken. Außerdem bekäme die Staatsregierung eine Richtschnur an die Hand, an der sie ihr weiteres Vorgehen orientieren könne, so Streibl.
 
Mehring schlägt vor, zur Durchführung der Analyse eine Kooperation zwischen bayerischen Instituten und Universitäten anzustreben – etwa unter Federführung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Aus einer solchen Zusammenarbeit könne mittelfristig ein Regierungs-Think-Tank in Analogie zur Leopoldina oder der Stiftung Wissenschaft und Politik erwachsen. „Auch jenseits akuter Krisenphasen kann die Qualität politischer Entscheidungen durch eine engmaschige Anbindung an den Wissenschaftsdiskurs gesteigert werden“, betont Mehring. Die Staatsregierung sei deshalb gut beraten, einen eigenen Bayern-Think-Tank für wissenschaftsbasierte Politikberatung auf Landesebene zu etablieren.