(von links) MdL Dr. Fabian Mehring, die beiden „Freien Brüder“ Helmut Sauter und Jakob Kehrle, FW-Kreisvorsitzender Uli Reiner und Landrat Markus Müller (c)Marina Jakob

27.02.2023
Mehring und Müller begeistern in Bissingen

„Politischer Ascherfreitag“ der FW lockt Rekordbesucherzahl ins Kesseltal

 Bissingen (HER). Rundum zufrieden mit seinem Einstand als Gastgeber des traditionsreichen Politischen Ascherfreitags der Freien Wähler im Bissinger Gasthof Krone konnte Dillingens neuer FW-Kreischef Ulrich Reiner sein. Schließlich war der Festsaal nach zweijähriger Corona-Pause bis zum letzten Platz gefüllt, als Landtagsabgeordneter Dr. Fabian Mehring und Landrat Markus Müller zum Defiliermarsch der Dorfstadelmusikanten gemeinsam durch die klatschenden Reihen der FW-Anhänger einmarschierten. „So viel Zuspruch hätten wir beim besten Willen nicht erwartet“, freute sich Reiner und packte selbst mit an, um weitere Stühle und Tische aufzustellen. Seine Rede nutzte der neue FW-Kreisvorsitzende, um sich bei Müller und Mehring für deren „unermüdlichen Einsatz“ für die Region auf Kreis- und Landesebene zu bedanken. Zudem brach Reiner, der über sein vielzähliges ehrenamtliches Engagement in die Politik gekommen ist, eine Lanze für das Ehrenamt, das die „besondere Lebensqualität in Bayern und ganz besonders auch in der Region ausmacht“. Im Hinblick auf den Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine schlug Reiner ernste Töne an und bat alle Gäste zu einer Gedenkminute für die Opfer des Krieges und der schrecklichen Erdbeben in der Türkei und Syrien.

Landrat Markus Müller beleuchtete in seinem Beitrag zahlreiche Herausforderungen der Kreispolitik, von den aktuellen Haushaltsberatungen über das schwierige Thema der Kreiskliniken bis zur Betreuung von Asylsuchenden in der Region. Hierbei dankte das Kreisoberhaupt für das Engagement der Kommunen und der ehrenamtlich Engagierten, das unverzichtbar sei, um dieser „Herkulesaufgabe“ gerecht zu werden. Müller wandte den Blick aber auch über die Kreisgrenzen hinaus und forderte eine politische Rückbesinnung auf die besonderen Anliegen des ländlichen Raums. Dabei warb er dafür, Kurs in der politischen Mitte zu halten, und beschwor den Zusammenhalt aller demokratischen Kräfte in schwierigen Zeiten. Wie bei den Veranstaltungen rund um den politischen Aschermittwoch üblich, schlug Müller aber auch humorvolle Töne an. Etwa als er mit Landespolitiker Mehring scherzte, wer von beiden FW-Aushängeschildern für die Festrede vorgesehen sei und wer die Fastenrede halten müsse.

Diesen Ball nahm Mehring später auf: „Gerade in der Fastenzeit muss man auch mal auf ein Opfer verzichten können“, konterte der Abgeordnete augenzwinkernd. In seiner Rede, die danach von den FW-Anhängern mit minutenlangem Applaus quittiert wurde, unternahm Mehring einen Rundumschlag zu zahlreichen Themen der überregionalen Politik, immer wieder jedoch auch in Verbindung mit der Kreis- und Lokalpolitik. Dabei ließ der Parlamentarische Geschäftsführer der FW-Landtagsfraktion keinen Zweifel daran, weshalb die Münchner Landtagspresse ihn zu den herausragenden Rednern des Parlaments zählt. Auch für seine Koalitionspartner von der CSU hatte Mehring humorige Spitzen im Gepäck. Etwa als er im Hinblick auf Landrat Müller und Ministerpräsident Söder scherzhaft bekannte: „Mir ist nicht jeder Markus gleich sympathisch“. Augenzwinkernd berichtete der Abgeordnete vom „Rückspiegel-Trauma“, das FW-Landespolitiker auf dem Weg zu Veranstaltungen im Landkreis Dillingen verfolge: „Vor Wahlen muss man immer darauf gefasst sein, dass vielleicht auch der Ministerpräsident noch kommt“, witzelte Mehring in Anspielung auf Söders nachträgliche Zusagen zur Eröffnung der WIR und dem Oberfinninger Schützenfest, wofür der Regierungschef jeweils zuerst abgesagt hatte und dann doch nicht die Bühne den Freien Wählern alleine überlassen wollte. Gelassen kommentierte Mehring Versuche der regionalen CSU, FW-Initiativen wie die Abschaffung der GEMA-Gebühren für Vereine oder die Förderung für den neuen Kunstrasenplatz in Gundelfingen für sich zu vereinnahmen: „Niemand inszeniert meine Erfolge besser als die CSU. Falls ich mal einen neuen Pressesprecher bräuchte, würde ich Georg Winter fragen“, scherzte Mehring und hatte die Lacher im Saal auf seiner Seite. In der Sache bekannte sich Mehring aber umso klarer zur Fortsetzung der regierenden Bayernkoalition aus FW und CSU, die für den Landtagsabgeordneten „das bürgerlich-liberale Gegenmodell zum Ampel-Chaos in Berlin“ ist. Zwischen der Münchner Bayernkoalition und der Berliner Ampel erkennt Mehring gar eine „politische Systemkonkurrenz“ und warnte: „Die Wahlen im Herbst sind eine Richtungsentscheidung darüber, ob unser Bayern bürgerlich bleibt oder links-grüne Politikideen auch hierzulande Einzug halten.“ Entsprechend deutlich kritisierte der FW-Politiker auch die jüngsten Reformideen der Bundesregierung. Bundesminister Lauterbachs Vorschläge zur Krankenhausreform geißelte Mehring als einen „Frontalangriff auf die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum“. Und „angesichts der Ideen von rot-grüner Seite, die Freigrenzen bei der Erbschaftssteuer zu erhöhen, wollen die FW und die CSU diese Steuer ganz abschaffen.“ Schließlich müsse man, bei aller Notwendigkeit von Transferleistungen, in unserem Land auch noch an diejenigen denken, die jeden Tag zur Arbeit gehen und die den sprichwörtlichen Karren ziehen, befand Fabian Mehring und erntete hierfür großen Applaus. Ebenso, als er auf die Reformpläne des Bundes zum Waffenrecht aufgriff, die „verheerende Folgen“ für Bayerns Jäger und Schützenvereine hätten. Beides seien „Teile der DNA unserer Heimat“ und die Bundesregierung solle sich besser um Silvester-Krawallbrüder und selbsternannte Klima-Rebellen kümmern. Wobei er, so Mehring, wohl wisse, dass der Klimawandel eine Jahrhundertaufgabe sei, der man sich ebenfalls rasch und nachhaltig widmen müsse.

Einen überaus gekonnten Schlusspunkt der Veranstaltung setzten schließlich die „Freien Brüder“ Helmut (Sauter) und Jakob (Kehrle) mit ihrer berüchtigten Fastenpredigt in Nockherberg-Manier. In Reimform nahmen die beiden FW-Urgesteine wieder die regionale und überregionale Politik aufs Korn. Für Hauptredner Fabian Mehring hatten die beiden sogar ein eigenes Lied gedichtet, das den Abgeordneten nach Ansicht der Fastenprediger zum Direktmandat bei den Landtagswahlen tragen soll. Im Refrain, den der ganze Krone-Saal lautstark mitsang, hieß es in Anspielung auf Mehrings engagierten Politikstil, der Abgeordnete sei stets „vorne, hinten, oben, unten – überall“. „Wer braucht schon einen Nockherberg, wenn man ein eigenes Singspiel in Bissingen haben kann“, freute sich Mehring über die heitere Einlage.