Foto: (C) Marina Jakob

11.11.2020
„Nicht einfach das Licht ausknipsen“ – Landtagsabgeordnete informieren sich über Situation der Augsburger Panther

Landtagsabgeordnete Pohl und Mehring zu Gast bei den Augsburger Panthern

Sie kennen sich seit nunmehr 25 Jahren: Lothar Sigl, Geschäftsführender Gesellschafter und seit Jahrzehnten der Macher bei den Augsburger Panthern, und Bernhard Pohl, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler und von 1995 bis 2006 Präsident des ESV Kaufbeuren. Einstmals Gegner, heute Verbündete im Kampf um die Zukunft des Eishockeysports.

Pohl besucht gemeinsam mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Freie Wähler Landtagsfraktion Dr. Fabian Mehring und Peter Grab, der den Termin in Vertretung des Landtagsabgeordneten und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Johann Häusler (Freie Wähler) koordinierte, den DEL-Club aus Augsburg, um über die Zukunftsperspektiven des schwäbischen Aushängeschilds im Eishockey und die Unterstützungsmöglichkeiten der Politik zu sprechen.

Sigl gab einen Einblick in die Zahlen des Clubs und machte deutlich, mit welch hohen Risiken die nächste Saison belastet ist, wenn keine Zuschauer ins Stadion dürfen. Der Etat von sieben Millionen Euro wird zur Hälfte durch die Einnahmen aus Eintrittsgeldern, VIP-Karten und Gastronomie gedeckt, hinzu kommen etwa drei Millionen Sponsorzahlungen, von den etwa die Hälfte von der Öffnung der Hallen für Zuschauer abhängt. „Anders als beim Profifußball sind die Einnahmen aus den Fernsehrechten minimal. Damit lässt sich der Spielbetrieb nicht finanzieren. Die Wirtschaftlichkeit steht und fällt mit der Öffnung der Hallen für Publikum“, betont Sigl.

Mehring pflichtet dem Eishockeyfunktionär bei, verweist aber auch auf die sprunghaft gestiegenen Infektionszahlen: „Eine kurzfristige Öffnung ist angesichts einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 wie derzeit in Augsburg leider illusorisch. Diese Phase sollten wir aber nutzen, um kluge Hygienekonzepte mit den Behörden abzustimmen, die Spiele mit Zuschauern ermöglichen sobald die aktuelle Eskalation des Infektionsgeschehen wieder unter Kontrolle ist. Weil und das Virus noch länger begleiten wird und wir auch nach der Pandemie noch Profieishockey in Augsburg genießen wollen, können wir nicht einfach das Licht im Curt-Frenzel-Stadion ausknipsen und warten bis Corona vorbei ist. Stattdessen gilt es die Voraussetzungen für einen risikoarmen Spielbetrieb mit verminderter Zuschauerzahl zu schaffen.“

In die gleiche Kerbe schlägt auch Sigl und verweist darauf, dass ein Spielbetrieb ohne Zuschauer wirtschaftlich nicht tragbar ist. Ohne finanzielle Unterstützung der Politik sei es nicht zu verantworten, die Saison zu starten. Er lobte Bernhard Pohl für sein Engagement bei der Unterstützung der Clubs, sieht aber noch erheblichen Handlungsbedarf: „Natürlich hilft es uns, wenn wir 80 Prozent der entgangenen Zuschauereinnahmen vom Staat ersetzt bekommen. Nachdem der Betrag allerdings auf 800.000 Euro gedeckelt ist, reicht das bei Weitem nicht aus. Wir nutzen zwar jede Einsparmöglichkeit und werden voraussichtlich einige Stellen für Kontingentspieler nicht besetzen. Als ein Club, der keinen Großsponsor oder Millionen schweren Eigentümer hat, geht die Rechnung mit einer einmaligen Unterstützung von 800.000 Euro nicht auf“, stellt der Panther-Chef nüchtern fest.

Bernhard Pohl, haushaltspolitischer Sprecher der Freie Wähler-Landtagsfraktion, macht den Panthern an dieser Stelle Hoffnung „Ich habe Bundesinnenminister Horst Seehofer in einem Schreiben am 14. Oktober darum gebeten, die Hilfen, die bis zum Jahresende befristet sind, im kommenden Jahr fortzusetzen und ein neues Förderprogramm aufzulegen. Die 200 Millionen Euro für den Teamsport, die der Bundestag bewilligt hat, werden ohnehin nicht völlig aufgebraucht werden. Ich habe positive Signale aus Berlin empfangen, dass für 2021 mit einer Förderung in gleicher Höhe zu rechnen ist. Ich werde weiterhin dran arbeiten, die Kollegen in Berlin davon zu überzeugen, dass die Unterstützung richtig und notwendig ist.“

 

Der Kaufbeurer Abgeordnete warnt aber gleichzeitig vor überzogenen Forderungen: „Ich finde es höchst anerkennenswert und bin auch den Kollegen in Berlin auch sehr dankbar dafür, dass sie mit einem Betrag von 200 Millionen Euro für den Teamsport, also Eishockey, Handball, Basketball und Volleyball, dringend notwendige Hilfestellung leisten. Eine Forderung nach 60 Millionen Euro nur für die DEL halte ich hingegen für schwierig. Auch wenn wir, die wir dem Eishockey sehr verbunden sind, uns eine maximale finanzielle Unterstützung wünschen, wir dürfen nicht vergessen, dass auch viele andere Branchen der Wirtschaft, das Ehrenamt in der Gesellschaft bis hin zu den Künstlern ebenfalls zu Recht verlangen, nicht allein gelassen zu werden. Ich hoffe daher, dass die DEL nun wie angekündigt im Dezember in die Saison startet und so ein Zeichen für den gesamten Eishockeysport setzt“, fordert Pohl.

Sigl versprach, dies als Signal aus der Politik umgehend dem Aufsichtsrat der DEL so weiter zu geben. Auch er sieht die Notwendigkeit, nun trotz aller Widrigkeiten loszulegen, auch wenn noch einige Hausaufgaben zu machen sind. Fabian Mehring versprach, sich gemeinsam mit seinen Kollegen Bernhard Pohl und Johann Häusler für die Panther ins Zeug zu legen: „Wenn mittelfristig wenigstens für einige hundert Fans ein coronasicherer Stadionbesuch ermöglicht werden kann, wäre schon viel gewonnen. An der dafür notwendigen Abstimmung mit den zuständigen Behörden wirke ich gerne persönlich mit, sobald die Infektionszahlen in Augsburg wieder unter Kontrolle sind“, resümiert der Augsburger Abgeordnete.

Mit einem Augenzwinkern zu seinem früheren Eishockey-Kollegen Pohl schloss Sigl die Gesprächsrunde mit den Worten: „Wir haben im Eishockey schon weit schwierigere und turbulentere Zeiten erlebt. In den vergangenen Jahren haben wir viel in Sachen Professionalität erreicht.  Das dürfen wir jetzt nicht aufs Spiel setzen, sondern müssen gemeinsam mit unseren politischen Unterstützern das Schiff auf Kurs halten.“